Spatenstich zur letzten Etappe des Breitbandausbaus

Veröffentlicht am: 18.12.2023

Spatenstich zum Breitbandausbau im Landkreis Rotenburg © Landkreis Rotenburg (Wümme) Alle Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Institutionen werden im Landkreis bis 2027 nahezu flächendeckend mit Gigabitanschlüssen versorgt sein. Möglich macht dies die erfolgreich eingeworbene Förderung für die Erschließung so genannter grauer Flecken. In Selsingen fand heute der Spatenstich für das letzte große Breitbandausbauprojekt im Kreisgebiet statt.

Gemeinsam mit Dr. Christian Friege, Marktvorstand der EWE AG, Jens Knobloch, Geschäftsführer EWE TEL und Frank Doods, Staatssekretär im niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung und weiteren Vertretern aus Politik und Verwaltung gab Landrat Marco Prietz heute in Selsingen den Startschuss für das Projekt.

Sicherung der Breitbandförderung ermöglicht weiteren Ausbau
Als graue Flecken gelten Adressen, die nicht auf eine Geschwindigkeit von mindestens 100 MBit/s zugreifen können. Um auch diese künftig mit schnellem Internet versorgen zu können, verabschiedete der Kreistag 2019 ein Gigabitkonzept. Auf dessen Basis bekam der Kreis als eine der ersten Kommunen deutschlandweit im Frühjahr 2022 eine Förderung für die Erschließung der grauen Flecken bewilligt. Im anschließenden europaweiten Vergabeverfahren erhielt die EWE TEL aus Oldenburg den Zuschlag. Dank der frühzeitigen Vorbereitungen war das Projekt weder vom Förderstopp des Bundes im Herbst 2022, noch von den aktuellen Kürzungen der Landesregierung betroffen.

Kosten
Die Gesamtinvestition für den Ausbau beträgt fast 107 Mio. €. Davon übernimmt die öffentliche Hand die Finanzierung der so genannten Wirtschaftlichkeitslücke in Höhe von rund 74 Mio. €. Der Bund trägt dabei 50%, das Land Niedersachsen 25% und Landkreis und Gemeinden jeweils 12,5% der Kosten.

Von VDSL zu Glasfaser bis ins Haus
Bereits 2010 hatten sich Gemeinden und Landkreis gemeinsam aufgemacht, die Versorgung mit schnellem Internet zu verbessern. Nach dem komplett eigenfinanzierten kreisweiten VDSL2-Ausbau folgten mehrere Förderprojekte zur Erschließung der so genannten weißen Flecken unter 30 Mbit/s. Dabei wurde bereits die Glasfaser bis zu den Gebäuden verlegt. Mit dem jetzt beginnenden Ausbau der grauen Flecken wird der Breitbandausbau im Landkreis abgeschlossen. Nahezu alle Gebäude haben danach Zugriff auf einen gigabitfähigen Anschluss. Ausnahmen gibt es nur in Absprache mit den jeweiligen Städten und Gemeinden, zum Beispiel für Friedhofskapellen, Jagdhütten, Stallungen oder Wochenendgebiete, in denen eine dauerhafte Wohnnutzung nicht zulässig ist.

Spatenstich in Selsingen – Best versorgte Region Deutschlands

„Der lange Weg zum flächendeckenden Ausbau geht nun auf die Zielgerade“, freut sich Landrat Marco Prietz beim Baustart in Selsingen. Er betont, „mit der Erschließung der grauen Flecken wird der Landkreis künftig zu den am besten versorgten Regionen Deutschlands gehören. Bis Anfang 2027 wird EWE alle Bereiche erschließen, die derzeit noch keinen gigabitfähigen Anschluss haben und in denen ein privatwirtschaftlicher Ausbau absehbar nicht zu erwarten ist. Rund 20.000 Gebäude erhalten so einen geförderten Glasfaseranschluss.“

Fast 1.000 Kilometer neue Glasfasertrassen
Auch für das Unternehmen EWE ist das Ausbauprojekt im Landkreis kein Alltagsgeschäft. Das Vorhaben umfasst knapp eintausend Kilometer Tiefbau für die Verlegung von Glasfaserkabeln und Leerrohren. Dabei werden dichter besiedelte Kernorte ebenso mit Gigabit erschlossen, wie dünner besiedelte Außenbereiche.

Dr. Christian Friege erläutert: „Glasfaserausbau ist auch eine Gemeinschaftsaufgabe. EWE ist sehr aktiv und hat bereits zigtausend Kilometer Glasfaser im Nordwesten verlegt. Doch in einigen Regionen sind wir auf Partnerschaften angewiesen, weil sich ein Ausbau für ein Unternehmen ohne Unterstützung nicht rechnet. Hier blicken wir gemeinsam mit dem Landkreis Rotenburg (Wümme) auf eine langjährige Partnerschaft zurück und haben bereits sehr viele Haushalte in ländlichen Regionen des Landkreises gemeinsam in die Gigabitgesellschaft befördert.“

Jens Knobloch, technischer Geschäftsführer EWE TEL GmbH, ergänzt: „Im Landkreis Rotenburg (Wümme) haben wir bereits ein umfassendes Glasfasernetz, das wir zum Teil gemeinsam mit dem Landkreis und weiteren Fördermittelgebern errichtet haben. Dieses erweitern wir nun gemeinsam und verlegen fast 1.000 Kilometer neue Glasfasertrassen, um möglichst alle Haushalte mit besten Internetverbindungen zu versorgen.“

Enge Beziehung zwischen Land und Landkreis
Staatsekretär Frank Doods, der als Vertreter des niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr ebenfalls beim Spatenstich vor Ort war, zeigt sich beeindruckt von dem gemeinschaftlichen Engagement. „Für den Landkreis Rotenburg (Wümme) ist der heutige Tag ein Meilenstein, denn flächendeckende Gigabitfähigkeit ist ein klarer Standortvorteil. Deshalb freue ich mich, dass jetzt endlich mit dem finalen Ausbau begonnen wird. In Zukunft wird es im gesamten Landkreis so gut wie keine Adresse mehr geben, die nicht über einen Glasfaseranschluss verfügt. Wir als Land unterstützen diese engagierte Kommune bei der Umsetzung dieses Förderprojektes, denn unsere Verbindung ist ganz besonders eng: Rotenburg (Wümme) war der erste niedersächsische Landkreis, der in den Ausbau der grauen Flecken eingestiegen ist.“

Zeitplan und Bauorganisation

Die Erschließung der grauen Flecken umfasst von der Adresszahl her fast sechsmal so viele Anschlüsse wie das letzte weiße Flecken Projekt. Der Ausbau wird dieses Mal Gemeinde für Gemeinde umgesetzt. Ein erster grober Zeitplan ist auf der Internetseite des Landkreises unter www.lk-row.de/breitband zu finden. Die Planung wird parallel zum Baufortschritt nach und nach verfeinert.

Für jeden Ausbauabschnitt gibt es eine so genannte Vorvermarktungsphase. Wer sich in diesem Zeitraum entschließt, einen Hausanschluss zu beauftragen, erhält ihn kostenlos. In dieser Phase ist auch eine Beauftragung eines Hausanschlusses ohne Produktauftrag möglich.

Alle vom graue Flecken Ausbau profitierenden Adressen werden von EWE TEL direkt angeschrieben. Informationen zum Ausbau und zu den Glasfaserprodukten erhalten Interessierte unter www.ewe.de/glasfaserausbau, unter der Glasfaserhotline 0441 35081100 und persönlich in den EWE Shops vor Ort.

Hintergrund Breitbandförderung
Seit 2016 fördern Bund und Land die Errichtung leistungsfähiger Breitbandnetze im Rahmen von Förderprogrammen. Diese Förderung umfasste dabei zunächst nur die so genannten weißen Flecken – Adressen mit einer Bandbreite von unter 30 Mbit/s. Durch den bereits abgeschlossenen VDSL2-Ausbau war daher die Zahl der förderfähigen Adressen im Landkreis stark begrenzt.

Mit Veröffentlichung der neuen Gigabit-Richtlinie im April 2021 wurden auch alle Adressen förderfähig, die nicht auf eine Geschwindigkeit von mindestens 100 MBit/s zugreifen können – die so genannten grauen Flecken. Für den Landkreis Rotenburg (Wümme) bedeutete dies, dass alle Anschlüsse förderfähig wurden, die nicht bereits heute einen Glasfaseranschluss oder einen gigabitfähigen Anschluss über die Kabelnetze erhalten können.

Aufgrund der großen Nachfrage gab es seit Mitte Oktober 2022 einen Antragsstopp für diese Förderrichtlinie. Durch die frühzeitige Beantragung der Fördergelder lag jedoch schon seit Mai 2022 die Bewilligung für den Ausbau beim Landkreis vor. Inzwischen gibt es eine Neuauflage der grauen Flecken-Förderung, die Gigabit-Richtlinie 2.0, bei der die Mittelverteilung jedoch weiteren Kriterien unterworfen ist.