Im Einsatz für Zevens Jüngste

Veröffentlicht am: 30.09.2021

Elisabeth Kies hilft der Stadt Zeven auf dem Weg zu einer kinderfreundlichen Kommune

Elisabeth Kies Kindern soll's gut gehen. Wenn es ein Ziel gibt, auf das sich vermutlich alle Menschen verständigen können, dann ist es das. Aber was brauchen Mädchen und Jungen, um glücklich und unbeschwert aufzuwachsen? Und wo gibt es in einer Stadt wie Zeven Defizite? Diesen Fragen geht man nun auf den Grund, die Stadt beteiligt sich am Programm "Kinderfreundliche Kommunen". Bei Elisabeth Kies laufen dafür alle Fäden zusammen.

Seit Juli ist Elisabeth Kies (28) Angestellte der Stadt Zeven. Ihre 25-Stunden-Stelle wurde eigens geschaffen, um das Thema "kinderfreundliche Kommune" voranzubringen. Und die studierte Sozialarbeiterin verfügt über die positive Grundhaltung, die es braucht, um andere für ein Projekt zu begeistern, das neben Zeit viel Mühe kosten wird. "Ich bin sehr zuversichtlich", sagt sie. "Die Leute sind sehr motiviert." Sie meint vor allem die Mitglieder einer Steuerungsgruppe, mit der sie in den kommenden Monaten einen Aktionsplan erarbeiten wird. Den aufzustellen und auch umzusetzen hat sich die Stadt Zeven gegenüber dem Kölner Verein "Kinderfreundliche Kommunen" verpflichtet - so wie bundesweit 37 andere Städte von Bargteheide bis Weil ma Rhein. Der Verein hält die UN-Kinderrechtskonvention für den besten Maßstab, um zu messen, ob eine Stadt tatsächlich kinderfreundlich ist. 

Kinder werden nicht gefragt

Die Vereinten Nationen fordern neben dem Schutz vor Ausbeutung oder Missbrauch, neben dem Recht auf Bildung und eine Identität unter anderem die Beteiligung von Kindern. "Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, das Recht zu, diese Meinung des Kindes angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife", heißt es etwas sperrig in Paragraf 12 der Konvention. Wer in Zeven mal verfolgt hat, wenn über die Gestaltung von Spielplätzen entschieden wurde, der weiß, dass Kinder dabei in der Regel nicht mitreden. So wie sie normalerweise auch nicht gefragt werden, ob sie auf dem Radweg, den sie zur Schule nutzen, sicher fühlen. Oder wie sie es finden, wenn irgendwo Bäume gefällt werden, um Straßen oder Häuser zu bauen. Geht es um die Gestaltung unseres Lebensumfeldes, bleibt die Meinung der Jüngsten regelmäßig ungehört.

Zeven keine Ausnahme

"Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ist noch ausbaufähig", hat auch Elisabeth Kies in den ersten Wochen ihrer neuen Tätigkeit festgestellt. Dass sie es so vorsichtig formuliert, hat mindestens zwei Gründe. Zum einen weiß sie, dass Zeven keine Ausnahme bildet, sondern die Lage in den meisten anderen Städten und Dörfern ähnlich aussieht. Zudem will die 28-Jährige die bereits bestehenden Initiativen für Kinder und Jugendliche nicht in ein schlechtes Licht stellen. Im Gegenteil, vielen von dem, was etwa Kirchen, Jugendzentrum oder Vereine zugunsten der jungen Generation leisten, ist auch ihrer Sicht zu wenig bekannt und werde entsprechend zu wenig gewürdigt. "Es ist wichtig, wertzuschätzen, was schon alles gemacht wird", findet sie. Interessierten eine Übersicht zu ermöglichen über bestehende Angebote, betrachtet sie deshalb als einen möglichen Bestandteil eines Aktionsplans. Vorbereitende Arbeiten daran sind bereits erledigt. Nachdem der Stadtrat 2020 die Teilnahme am Programm beschlossen hatte, wurden von der Verwaltung in einem dicken Fragebogen Daten und Fakten über die Situation in der Stadt zusammengetragen. Zudem gab es eine Stadtbegehung des Jugendzentrums zwecks Bewertung einzelner Plätze und Einrichtungen sowie eine Online-Befragung unter Neun- bis Zwölfjährigen. Der städtische Nachwuchs sollte sich äußern zu Mitbestimmung in Familie, Schule und Wohnort, zu Freizeitangeboten, zu Gesundheit und Ernährung und einiges mehr. Die gesammelten Informationen haben Experten des Vereins "Kinderfreundliche Kommunen" ausgewertet. Bei der Präsentation der Ergebnisse wurde laut Elisabeth Kies eines deutlich: "Es wird schon viel gemacht." Allerdings fehle es an einer Plattform zum Austausch darüber, damit einzelne Institutionen von bewährten Konzepten und Ideen anderer profitieren können. Eine entsprechende Plattform zu installieren - in einem Gremium etwa oder als Onlineportal - könnte laut Kies ein Baustein des Aktionsplanes sein. Wie Kinder und Jugendliche künftig an Entscheidungen beteiligt werden sollen, ist eine andere Frage, mit der sich die Steuerungsgruppe zu befassen haben wird. Ein Jugendrat ist da nur eine Option.

Drei Jahre für die Umsetzung

Dass das ganze Verfahren nicht so weit fortgeschritten ist, wie es sein sollte, ist der Pandemie geschuldet. Eigentlich soll der Aktionsplan schon fast fertig sein. Doch die Steuerungsgruppe fängt gerade erst an. In ihr engagieren sich Vertreter der Schulen und Kirchen, Verwaltung und Politik, Sozialarbeiter, Kinderschutzbund, Polizei und einige mehr. Dass auch drei Jugendliche dabei sind, versteht sich angesichts der Thematik von selbst. Wenn der Aktionsplan erst steht - auf dem Weg dahin, wird die Steuerungsgruppe vom Verein "Kinderfreundliche Kommunen" betreut und beraten-, dann bleiben drei Jahre Zeit für dessen Umsetzung. Eine Verlängerung des Programms ist theoretisch denkbar. Wichtig ist letztlich nur, dass die kindlichen Belange künftig durchgängig mit bedacht werden, vor allem in der Verwaltung. Es geht darum, einen nachhaltigen Effekt zu erzielen. Warum ihr die Mitwirkung an einem solchen Vorhaben Freude macht, kann Elisabeth Kies gut erklären: "Mir gefällt, dass es präventive Arbeit ist." An ihrer vorherigen Wirkungsstätte in Bayern war sie für die Diakonie unter anderem in der Schuldnerberatung tätig. "Da war das Kind ja meist schon in den Brunnen gefallen." Und genau das soll in Zeven ja vermieden werden.

Kontakt

Wer sich fragt, was eine Stadt tun kann, um kinderfreundlicher zu werden, der findet auf der Internetseite des Vereins "Kinderfreundliche Kommunen" jede Menge Beispiele. So gibt es etwa Bürgermeistersprechstunden speziell für Kinder und Jugendliche, während andernorts Jugendparlamente oder gar eigene Kinder- und Jugendbüros geschaffen wurden. Elisabeth Kies will ebenfalls direkte Ansprechpartnerin für Mädchen und Jungen sein. Sie soll demnächst ein Büro im "Haus der Jugend" beziehen. Das soll es jungen Leuten erleichtern den Kontakt zu ihr zu suchen. www.kinderfreundliche-kommunen.de

(c) Bericht von Bert Albers, Zevener Zeitung